Stereotypen aller Art sind mir eigentlich ein Gräuel und ich
versuche, mich so wenig wie möglich derer zu bedienen.
Wenn ein Satz schon mit „die Franzosen sind ja im allgemeinen..." oder „der Italiener an sich“ anfängt höre ich meistens schon gleich weg. Obschon ich aufgrund
meiner Lebenskonstellation natürlich schon typische Verhaltensweisen oder
kulturell geprägte Eigenheiten zwischen Franzosen und Deutschen ausmachen kann.
Das was uns hier im Urlaub auf Sizilien allerdings an
Erfüllung bekannter Rollenklischees und Stereotypen geboten wird ist einen Kommentar in diesem weiteren Urlaubspost wert.
Es geht um unseren Hausvermieter. Mittfünfziger, weiße
Stoffhose, weiße lederne Flip Flops, ein Leinenhemd – leicht geöffnet um die Brustbehaarung wirken zu lassen, Goldkettchen, mit so ein bissl Muschel- und Lederbändchenkram, Ray Ban Pilotenbrille, leicht verspiegelt und natürlich braun gebrannt.
Die Szene unserer Ankunft hier im Haus war schon denkwürdig - und jeden Tag aufs Neue beglückt und Giovanni mit einer erneuten Vorführung echter sizilianischer Machoschau. Er schaut nämlich gern vorbei um nach dem Rechten zu sehen und sich ein Glas Weißwein mit uns zu gönnen.
Unser Haus war noch nicht ganz bezugsfertig als wir hier ankamen - Giovanni erwartete uns aber bereits und hielt uns mit einem schönen gekühlten Weißwein bei Laune. Das tat gut nachdem wir vorher eine halbe Stunde lang in brütender Sonne am Flughafen, zwei Kinder mit den dazugehörigen Kindersitzen, drei Koffer und eine Reisetasche in einen Fiat 500 gebaut haben (ein bisschen wie Tetris). Nach dem Weißwein hat Giovanni unsere beiden Männer in die Vorstadtgesellschaft von Marsala eingeweiht. Die örtliche Bar, Fischhändler, Pizzeria und Supermarkt gezeigt. Von überall wurde er in seinem gut erkennbaren weißen Golf Cabriolet angehupt und gegrüßt - unser Giovanni ist bekannt wie ein bunter Hund. Und als dann das Haus fertig geputzt war hat er sich noch um die Putzfrau gekümmert wenn ihr wisst was ich meine... Jedenfalls kamen sie nach einer Stunde von irgendwo hinter dem Haus her mit noch halb heraushängendem String und noch weiter geöffnetem Hemd als vorher schon. Natürlich sind sowohl Antonella als auch Giovanni seit langem glücklich verheiratet - nur nicht miteinander...
Antonella, die Putzfrau, hatte uns angeboten, für uns eins der sizilianischen Traditionsgerichte Cous Cous mit Fisch zu kochen und sehr gerne haben wir das Angebot angenommen. Es wurde ein reinstes Festmahl. Im Nu hatte uns Antonella nicht nur den Cous Cous gemacht, sondern auch noch gefüllte Paprika, Krabbencocktail, Schinken mit Feigen und Melone und einen Zitronenkuchen zum Nachtisch.
Und noch dazu war sie einverstanden, dass ich ihr beim Kochen über die Schulter schaue und das Rezept im Blog veröffentliche.
Grazie Antonella!
Für den Cous Cous für 4 Personen
500g Backen vom Zackenbarsch oder andere Fischfilets weil die Zackenbarschbacken bei uns wohl kaum zu kriegen sind
8 Garnelen
4 Langoustines (Kaisergranat)
Verschiedene kleine Fische für Suppe ca. 1 kg
500g Cous Cous (mir schien es fast schon Bulgur zu sein was Antonella verwendet hat)
4 Lorbeerblätter
1 Bund Petersilie
1 Knoblauchknolle
1 Zwiebel
300 ml passierte Tomaten
1 l Wasser
Salz Peperoncino
Olivenöl
In einem Topf Wasser mit den Lorbeerblättern, etwas Petersilie, etwas gehackter Zwiebel, 4-5 Knoblauchzehen und Salz und einem guten Schuss Olivenöl zum Kochen bringen. Den Cous cous in den Sieb einer Couscoussière geben. Über den heißem Wasserdampf stellen und mit einem Tuch bedecken. 90 Minuten kochen lassen bis der Grieß gar ist.
In der Zwischenzeit die zuppa zubereiten.
Für die zuppa in heißem Öl die gehackte Zwiebel mit dem
Knoblauch andünsten. Die Petersilie dazugeben. Die Tomatensauce und das Wasser
dazugeben und ca. 20 Minuten köcheln lassen. Mit Salz und Peperoncino würzen. Zuerst die Fischfilets hineingeben und gar ziehen lassen. Wieder herausnehmen und in mundgerechte Stücke schneiden oder zupfen. Dann die Garnelen mit Schale und die geputzten Fische hineingeben und in dem Sud gar zeihen
lassen. Am Schluss abschmecken. Wenn der Cous Cous gar ist, in eine große verschließbare Schüssel geben, die Fischstückchen dazumischen und alles mit einem Teil der zuppa begießen , so dass der Grieß ein bisschen in der zuppa schwimmt, sie aber noch aufnehmen und ausquellen kann. Die Schüssel verschließen und mit einem großen Leinentuch einschlagen damit sie warm gehalten wird und der Cous Cous ausquellen kann.
Den Rest der zuppa zum Essen reichen. Die kleinen Fische können auch zum Essen gereicht werden, sind aber nicht angenehm weil so viele Gräten.
Ich musste so schmunzeln, als ich Deine Geschichte gelesen habe. Die meisten Sizilianer würden allerdings auf so einen "Giovanni" ziemlich herabsehen! Für mich sind gerade die Sizilianer die letzten "Herren" Europas, und selbst "einfache" Menschen fallen durch eine höfliche, leise, fast schon verschlossene und zurückhaltende Art im Miteinander auf. Lernt man sie näher kennen, gehört man durchaus schon ein wenig zur Familie. Hoffen wir mal, dass Antonella kein Deutsch lesen kann ;-) ("heraushängender String" ...).
AntwortenLöschenSaluti
Ariane
Ja Ariane, ich finde die restlichen Sizilianer, die wir bisher kennen gelernt haben auch sehr freundlich und offen aber auf eine zurückhaltende Art eben. Giovanni ist sicher ein ganz besonderes Exemplar darunter...
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